Auch in diesem Semester dürfen wir Euch im Rahmen des entstehenden Profils (Plurale Ökonomik) im Komplementärstudium (Bachelor) drei wunderbare Veranstaltungen vorstellen. Gerahmt werden diese mit einer gemeinsamen Auftaktveranstaltung mit Anna Saave-Harnack, welche am 07.05. stattfinden wird. Wir laden außerdem alle Teilnehmer*innen der Seminare zu einer gemeinsamen Abschlussreflexion am 07.07. ein. Merkt euch also diese beiden Termine vor, wenn ihr Lust habt, an einem der Seminare teilzunehmen!
Complexity Economics (FSL) mit Paola D’Orazio (Universität Bochum):
Agent-based computational economics (ACE) has been the subject of considerable interest as an interdisciplinary tool for investigating economic and environmental-related issues. Models that rely on this approach emphasize the “micro to macro” link because it allows the explicit representation and analysis of the interaction among individual agents as well as between agents and the economic environment.
The course will provide an introduction to the concepts of economic complexity, behavioral heterogeneity, and interaction used in the Agent-based computational approach. Furthermore, it will compare the ABM approach to the mainstream macroeconomic general equilibrium models, and provide further insights into the Behavioral Economics revolution. Special attention will be devoted both to methodological and practical aspects of the complexity approach. A step-by-step introduction of essential ABM building blocks will be presented in order to enable students to gain the necessary knowledge to construct their models and perform simulations using the R Software.
Reflexionen einer (Post-) Wachstumgesellschaft mit Ingmar Mundt (Universität Passau, ZOE Institut) :
Für die Wirtschaftswissenschaften ist der Markt der Ort effizienter Nutzung und Verteilung knapper Güter zwischen handelnden Akteuren. Einer besonderer Bedeutung kommt dabei dem Wirtschaftswachstum zu, dessen permanente Steigerung, was zu einem Selbstzweck der Wirtschaftswissenschaften geworden ist. Außenvorgelassen werden dabei die Wechselwirkungen, die Markt- und Wachstumslogik auf die Gesellschaft, Individuen politischen Systeme und kulturellen Selbstverhältnisse hat. Kritik am Wirtschaftswachstum ist in den letzten Jahren lauter geworden, bleibt aber oftmals wenig beachtet und analytisch unterkomplex. Ausgehend von einer wirtschaftssoziologischen Betrachtung (spät)moderner Markt- und Wachstumsprozesse sowie derer Interdependenzen mit der Gesellschaft, werden auch Erkenntnisse der Kulturanthropologie, Sozialpsychologie, der Philosophie und Geschichtswissenschaft wesentlich mit eingebunden, um einen interdisziplinären und Pluralen Blick auf die Wirtschaftswissenschaften zu werfen. Hiervon ausgehend sollen Möglichkeiten einer Postwachstumsgesellschaft, als einer Gesellschaft frei von Wachstumszwängen, mittels aktueller Texte und Theorien erarbeitet und diskutiert werden, ihre Potentiale und Problematiken erörtert und gängige Zielkonflikte systematisch aufgezeigt werden. Gängige Narrative von (Post-)Wachstumsdiskursen sollen in ihrer medialen und gesellschaftlichen Wirkung verstanden und analysiert werden sowie positive Zukunftsvorstellung alternativen Wirtschaftens gegenübergestellt werden. Die Studierende lernen wirtschaftssoziologische Konzepte und Theorien kennen, die einen erweiterten und pluralen Blick auf die Wirtschaftswissenschaften ermöglichen.
Theorie und Praxis des modernen Geldes mit Aaron Sahr (HIS Hamburger Institut für Sozialforschung, Leuphana Universität Lüneburg):
In den letzten zehn Jahren hat das soziale- und kulturwissenschaftliche Interesse an Geld drastisch zugenommen. Ausgelöst wurde diese neue Welle der Geldforschung durch die Erfahrung von Geld- und Finanzkrisen, die dramatische Zunahme der Geldmengen – 1980 gab es in Europa nicht einmal ein Prozent der heute verfügbaren Währungsbestände – und das Auftauchen neuer Zahlungsmittel. Kryptowährungen wie Bitcoin gesellen sich etwa zu einer Vielzahl von Lokalwährungsexperimenten und sogar das Plattformunternehmen Facebook tritt mit seiner eigenen Währung Libra als Geldanbieter auf den Plan.
Die neue Welle sozial- und kulturwissenschaftlicher Geldforschung greift dieses Tableau unterschiedlicher Entwicklungen insbesondere als theoretische Herausforderung auf. Vermeintlich triviale Fragen werden wieder neu gestellt – etwa: was ist Geld überhaupt, was sollten Sozial- und Kulturwissenschaftler*innen darunter verstehen? Warum gibt es immer mehr Geld und wie ist diese Entwicklung einzuordnen? Insbesondere die theoretische Chiffre des „modernen“ oder „kapitalistischen“ Geldes wird hier zur Referenz neuerer Geldtheorie und mit ihr wandert die Geldschöpfung als lange unbeachtetes Thema in die Sozialforschung ein.
In diesem Seminar sollen klassische und neuere Texte zu Geld und zur Besonderheit „modernen“ Geldes in gemeinsamer und selbstständiger Lektüre studiert, verglichen und auf gegenwärtige Tendenzen und Effekte angewandt werden. Die drei Phasen des Seminars folgen dabei je eigenen Leitfragen, die gleichzeitig Lernziele der Veranstaltung andeuten:
— Was ist Geld – und was sind Spezifika einer „modernen“ oder „kapitalistischen“ Form von Geld?
— Wie entsteht „modernes“ oder „kapitalistisches“ Geld?
— Wie lassen sich einige der auffälligsten neuen Geldformen in die theoretischen Rahmen einordnen, die in der ersten Seminarphase erarbeitet wurden?
Weitere Informationen zu den Seminaren, insbs. wie diese stattfinden werden, findet Ihr auf myStudy.