Hintergrund

(Stand: 25.02.2021)

Mit dem Profil gelingt uns erstmals an einer öffentlichen Universität in Deutschland eine Erweiterung der ökonomischen Lehre um plural-ökonomische Lehrveranstaltungen. Mit der Verstetigung des Profils wollen wir erreichen, dass Studierende neben der Mainstream-Ökonomik (Neoklassik im Kern, d.h. methodologischer Individualismus, Regressionsanalysen, homo oeconomicus, ergänzt um Verhaltensökonomie) auch andere Perspektiven auf Ökonomie kennenlernen und zwar innerhalb ihres Studiums an der Leuphana Universität. 

Orientiert an den Forderungen des Netzwerks Plurale Ökonomik verbinden wir eine historische Fundierung über die Theoriegeschichte (Modul 1) mit einer kritischen Betrachtung gängiger Begriffe der Mainstream-Ökonomik (Modul 2), einer praktischen Perspektive auf den Austausch von VWL und Gesellschaft (Modul 3) und einen Einblick in eine heterodoxe Denkschule (Modul 4).

Entstehung

Seit der Gründung von MÖVE 2016 fanden mehrere Gespräche mit Professor*innen und Mitarbeiter*innen vom Institut für VWL zur Veränderung der Lehre im Major und Minor VWL statt. So wurde auch die Einrichtung des Moduls “Orthodoxe und heterodoxe Theorien” unter Leitung von Prof. Huth möglich. Nach dem Qualitätszirkel zum Major VWL im Wintersemester 2018/19 stand dann fest, dass eine Verankerung pluraler Lehre an der Leuphana im Komplementärstudium möglich sein sollte. So trafen sich ab November 2018 regelmäßig MÖVE-Mitglieder mit Prof. Wein, der die Koordination eines Zertifikats oder Profils übernehmen wollte.

Zu Beginn stand im Fokus,  Lehrende an der Leuphana zu finden, die Lust auf Lehre zu Themen innerhalb der pluralen Ökonomik hatten: So trafen sich einige MÖVEN mit Lehrenden aus der Fakultät Nachhaltigkeit und Kultur, um auch über die Fakultät Wirtschaft hinaus zu schauen. Auch wurde eine Liste mit externen Lehrenden eingerichtet, die für Lehraufträge kontaktiert werden können. 

Zum Wintersemester 2019/20 wurden erste Veranstaltungen organisiert, die plurale Ökonomik zum Thema hatten (u.A. Transformative Ökonomie bei Florian Rommel, Ökologische Ökonomik bei John-Oliver Engler, Theoriegeschichte der VWL bei Thomas Huth). Durch weitere Gespräche mit der College-Leitung Steffi Hobuß und den Mitarbeiter*innen des Komplementärbüros stellte sich heraus: Für ein Profil im Komplementärstudium braucht es vier feste Module, die von sogenannten “Deputatslehrenden” (Dozierende, die durch ihren Erwerbsarbeitsvertrag sich dazu verpflichtet haben, Lehre an der Leuphana zu machen) getragen werden. So war klar: Wir müssen mindestens vier motivierte Lehrende an der Leuphana finden, die Lust an die Beteiligung an solch einem Profil hätten. 

Die Suche gestaltete sich schwierig, auch weil einige Dozierende, deren Lehre inhaltlich passte, nur befristete Stellen innehaben: Sie für solch ein langfristiges Profil zu gewinnen, war nicht möglich. Nach erfolgreichen ersten Gesprächen stand im Frühjahr 2020 dann fest, dass wir Prof. Huth (Fakultät W), Dr. Engler (Fakultät N) und Prof. Beverungen und Dr. Conrad (Fakultät K) für das Profil gewinnen konnten. Im Sommer 2020 nahm dann auf Idee von Prof. Wein das vierte Modul Gestalt an: Prof. Heuser, der sonst VWL Aktuell gelehrt hatte, war bereit, das Profil mitzugestalten. Mit der sicheren Unterstützung durch mehrere Deputatslehrende strukturierten wir den weiteren Prozess in “Roundtables” (Runden Tischen), bei denen wir mit verschiedenen Vertreter*innen ins Gespräch über die finale Implementierung kamen.

Im Frühjahr 2020 fand der erste offizielle Roundtable statt, an dem Steffi Hobuß, Maik Adomßent, Cathleen Strunz, Prof. Wein und die damalige College Vize-Präsidentin Carola Schoormann teilnahmen: Es ging um die Fragen, wann das Profil eingerichtet wird, wie die Module gestaltet werden, welche administrativen Aufgaben es zu bewältigen gäbe. Wir entschieden gemeinsam, dass das Profil im Sommersemester 2021 starten sollte und wir das halbe Jahr für die Vernetzung zwischen den Lehrenden nutzen wollten.

Seit Sommer 2020 arbeiteten wir dann an einer Profilbeschreibung,die als offizielles Dokument Studierenden und allen Mitwirkenden im Profil gemeinsame Grundlage sein wird. Auch drehten sich im Sommer und Herbst 2020 mehrere Gespräche um die Langfristigkeit des Profils, da Prof. Huth, der die Einführungsveranstaltung geben wird, nur noch bis 2022 an der Leuphana lehren wird. Wir waren sehr besorgt, dass Prof. Huths Lehrstuhl nicht oder unzureichend nachgesetzt wird und somit die Langfristigkeit des Profils bedroht sei. Insbesondere vor dem  Hintergrund, dass junge Ökonom*innen oft nicht mehr in Theoriegeschichte ausgebildet werden, schien es uns unwahrscheinlich, dass ein*e passende*r Professor*in nachkommen würde.

Im Herbst 2020 fand dann der zweite Roundtable statt, bei dem erneut besprochen wurde, was in den kommenden Monaten passieren müsste. Im November und Dezember arbeiteten wir mit Prof. Wein die Profilbeschreibung aus.

Feierlicher Auftakt war schließlich am 01.02.2021 der informelle Roundtable mit Prof. Beverungen, Prof. Heuser, Dr. Engler, Prof. Wein und drei MÖVEn. Wir sprachen über den Titel und Untertitel des Profils, Ziele, Kommunikation in den nächsten Semestern und Werbung.