Veranstaltungsreihe „10 years after the crash“

Im Sommersemester 2018 organisierten wir eine breit angelegt Veranstaltungsreihe unter dem Titel „10 years after the crash“, welche ein breites Themenfeld rund um das „10 jährige Jubiläum“ der Finanzkrise beleuchten hat. Die Veranstaltungsreihe war ein umwerfender Erfolg und Studierende, Mitarbeiter und Professoren aller Studiengänge interessierten sich für die Themen und Veranstaltungen. Im folgenden finden sich Berichte zu den einzelnen Vorträgen!


Eröffnungsveranstaltung mit dem Ex-Banker Rainer Voss                                       
17. April 2018, um 18:15 Uhr in HS 5

„As long as the music is playing you have to keep dancing“

2018 jährt sich die Finanzkrise zum 10. Mal und das gesellschaftliche Urteil ist längst gefallen: Schuld waren die gierigen Investmentbanker! Doch wer sind eigentlich „die „Investmentbanker“ und wie arbeiten sie? Und lässt sich in diesem Schauspiel zwischen Gut und Böse unterscheiden oder sind alle wie in einem griechischen Drama unschuldig in Schuld verstrickt? Haben wir ein Problem mit dem Finanzsystem oder mit unserer Gesellschaft? Und ist die Ökonomie in der Lage, dieses Problem zu lösen? Der ehemalige Investmentbanker Rainer Voss, bekannt aus dem Film „Master of the Universe“, spricht offen über die dubiosen Geschäfte der Banken. Vor 10 Jahren hat er der Bankenwelt den Rücken zugekehrt und blickt mit diesem Abstand auf eine virtuelle Welt zurück, deren Teil er einmal war.


Praxis des Geldes. Einführung in Geld- und Finanzmärkte
Dr. Aaron Sahr, Hamburger Institut für Sozialforschung
24. April 2018, um 18:15 in HS 4

Wie wird Geld geschaffen und in den Umlauf gebracht? Wie funktioniert das globale Finanzsystem und welche Auswirkungen hat es, wenn Banken ihre Kreditvergabe ausweiten? In dieser Veranstaltung thematisiert Dr. Aaron Sahr vom Hamburger Institut für Sozialforschung institutionelle Grundlagen sowie die Funktionsweise und Rolle von Geld-, Kapital- und anderen Finanzmärkten. Außerdem soll ein Überblick über die wichtigsten auf diesen Märkten gehandelten Finanzinstrumente gegeben und mögliche soziologische Herausforderungen des Systems aufgezeigt werden.


Die Bedeutsamkeit einer historischen Perspektive zur Finanzkrise: Neoliberalismus als historisches Projekt
Dr. Jan Eichhorn, University of Edinburgh
8. Mai 2018, um 18.15 Uhr in HS 1

Was ist Neoliberalismus? Und was hat das mit uns allen und der Finanzkrise zu tun?
1947 trafen sich zum ersten Mal Menschen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft im schweizerischen Mont Pèlerin um über die, in ihren Augen, gefährliche Politik der Staatsintervention zu beraten und um diese langfristig zu verändern. Daraus entwickelte sich das sogenannte „Mont Pèlerin Society“, welche heute um die 1000 Mitglieder hat, die in Schlüsselpositionen der Gesellschaft sitzen. Allerdings wird der Begriff heutzutage in erster Linie von Kritiker*innen benutzt, dabei wird oft nicht ganz klar wofür Neoliberalismus eigentlich steht. Heißt Neoliberalismus die Ablehnung von Staatshandeln an sich, freie Märkte, laissez-faire und Profitmaximierung als höchstes Ziel? Oder vielleicht doch die Befürwortung eines starken Staates und Freiheit als oberstes Ziel? Und was hat das alles wiederum mit der Finanzkrise zu tun?

Sehr viel wie wir zusammen mit Dr. Jan Eichhorn am 8. Mai sehen werden. Dieser lehrt zurzeit an der University of Edinburgh und gibt dort unter anderem Kurse zur Finanzkrise als Dozent am Department of Social Policy. In seinem Vortrag soll gezeigt werden warum es wichtig ist aktuelle Phänomene, wie die Finanzkrise, in einer historischen Perspektive zu betrachten um besser verstehen zu können, warum es beispielsweise zu einer massiven Deregulierung des Finanzsektors kam.


Finanzkrise USA: Wenn Millionäre von Wolkenkratzern springen
Hannes Böhm, IWH

15. Mai 2018, um 18.15 Uhr in HS 4

Haus weg, Geld weg, Zukunft weg: Im September 2008 blickte die Welt auf die Wall Street. Damals begann eine Blase im US-Häusermarkt zu platzen, welche daraufhin eine globale Finanzkrise in Gang setzte. Die Folge war ein weltweiter Anstieg von Armut, Arbeitslosigkeit, verlorenen Ersparnissen und ein Hinterfragen des globalen Finanzkapitalismus. Doch was haben wir daraus gelernt?

Hannes Böhm promoviert in Halle zum Thema Finanzmärkte und fragt: Was wurde seit der Krise unternommen um das Finanzsystem sicherer zu machen? Sind Banken wirklich kleiner, risikoarmer und nachhaltiger geworden? Wo schlummern neue Risiken im System? Welche Anreize liegen unserem Finanzsystem eigentlich zu Grunde? Die entscheidende Frage lautet: Wie könnte ein nachhaltiges Finanzsystem aussehen? Dies soll, in niedrigschwelliger Art und Weise, neben den wichtigsten Ursachen der Finanzkrise von 2007/08, analysiert werden.

Link zum Vortrag: https://www.youtube.com/watch?v=bxjD0ho1CQI


Filmvorführung: Macht ohne Kontrolle – Die Troika
Harald Schumann, Der Tagesspiegel
22. Mai 2018, um 18.15 Uhr, im mosaique – Haus der Kulturen

Ein griechischer Minister sagt, sei „erpresst worden“, von Leuten „die Angst und Schrecken verbreiten“ und verwendet die Worte „Demütigung“ und „Unterwerfung“: Seit 2010 zwangen nicht gewählte Technokraten von EU-Kommission, EZB und IWF die verschuldeten Staaten der Eurozone zu Privatisierungen, Massenentlassungen und drastischen Kürzungen der Sozialausgaben. Der Journalist Harald Schumann recherchierte in ganz Europa, befragte Politiker verschuldeter Staaten, sowie die Beamten der Troika. Er kommt zu dem Schluss: „Allein die Mittelschicht, die Staatsangestellten, die Rentner, Kranken und Arbeitslosen mussten die Last der Anpassung tragen. Die wirtschaftlichen Eliten hingegen blieben überall verschont.“
Nach dem Film wird Harald Schumann per Skype für Fragen und Diskussion zur Verfügung stehen.

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=EWwf8c8gcXU
Hintergrund: https://www.tagesspiegel.de/politik/eurokrise-die-wirtschaftlichen-eliten-bleiben-verschont/11406286-3.html

mosaique  – Haus der Kulturen, Katzenstraße 1, 21335 Lüneburg, Eintritt auf Spendenbasis


Staatsschuldenkrise in Europa
Prof. Heike Joebges, Berlin

29. Mai 2018, um 18:15 Uhr in HS 4

Die Krise der Europäischen Währungsunion ab dem Jahr 2010 wird in den Medien gern auf eine Staatschuldenkrise reduziert. Hätten die Regierungen Griechenlands, Spaniens, Irlands, Portugals und Italiens „besser gewirtschaftet“, wären ihre Staatsanleihen auch nicht Ziel spekulativer Attacken geworden. Träfe diese Analyse zu, dann wären die getroffenen Maßnahmen für höhere Haushaltsdisziplin in den Mitgliedsländern ausreichend für eine künftig stabile Entwicklung der Währungsunion. Mit Ausnahme Griechenlands ist das für die anderen Mitgliedsstaaten aber fraglich. Der Vortrag von Heike Joebges von der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin soll zeigen, dass die hohen Folgekosten der Bewältigung der Finanzkrise und der dadurch ausgelösten globalen Rezession nur der Auslöser waren, der Konstruktionsprobleme der Währungsunion offengelegt hat. Deren Fehlkonstruktion hat zu Spekulationen auf ein Auseinanderbrechen des Währungsraumes geradezu eingeladen. Bisher fehlt ein Mechanismus, der das Entstehen von Krisen verhindert und eine nachhaltige Entwicklung fördert, wie die aktuelle Entwicklung in Italien zeigt.


Auswirkungen der Finanzkrise auf das südliche Afrika
Dr. Franziska Müller, Universität Kassel
5. Juni 2018, um 18:15 Uhr in HS 4

Während die US-amerikanische Finanzkrise und ihre Auswirkungen auf die europäische Staatsschuldenkrise medial präsent waren und sind, wird oftmals vergessen, dass es sich um eine globale Banken- und Finanzkrise handelte. Nicht nur im Westen haben sich die Folge der Wirtschaftskrise schmerzhaft bemerkbar gemacht.

Dr. Franziska Müller, Politikwissenschaftlerin der Universität Kassel, wird in ihrem Vortrag am 5. Juni 2018 die Auswirkungen der Finanzkrise auf das südliche Afrika beleuchten. Wie haben sich Finanzflüsse im südlichen Afrika durch die Krise verändert? Welche Rolle spielen US-amerikanische und europäische Banken in afrikanischen Ländern? Und wie kann sich das südliche Afrika vor einer nächsten Krise schützen?


Eine makroökonomisch-feministische Perspektive auf die unkonventionelle Geldpolitik der Zentralbanken
Prof. Brigitte Young, Universität Münster
12. Juni 2018, um 18:15 Uhr in HS 4

Hatte die Wirtschaftskrise unterschiedliche Auswirkungen auf die verschiedenen Geschlechter? Und inwiefern kann eine feministische Perspektive auf die Finanz- und Eurokrise die Debatte bereichern? Am Dienstag, 12. Juni 2018 um 18.15 Uhr in HS 4 soll dies am Beispiel der unkonventionellen Geldpolitik der Europäischen Zentralbank deutlich werden.

Prof. Brigitte Young (Prof em. PhD), Autorin zahlreicher wissenschaftlicher und journalistischer Beiträge zur Finanz- und Eurokrise und Sachverständige für die Europäische Kommission, wird in ihrem Vortrag zunächst eine kurze Einführung zur Entstehung und Entwicklung der feministischen Makro-Ökonomie geben. Im Anschluss wird sie die ungleichen Machtverhältnisse von Gläubigern und Schuldnern erläutert, um dann auf die Auswirkungen der unkonventionellen Geldpolitik der Europäischen Zentralbank auf Frauen und Männer einzugehen. Hierfür werden Daten des Surveys der Europäischen Zentralbank: Household Finance and Consumption Survey /HFCS) über 62,000 Haushalte in 15 Euro-Ländern analysiert und der Gender Asset Bias der unkonventionellen Geldpolitik untersucht.


Aus Fehlern lernt man? Konkurrierende Politiken nach der Finanzkrise
Prof. Dorothea Schäfer, DIW
19. Juni 2018, um 18:15Uhr in HS 4

Wenn Regulierung ihre Arbeit gut macht, kehrt an Finanzmärkten wieder Stabilität ein. Nun sind seit der Finanzkrise 10 Jahre vergangen und die meisten von uns fragen sich, wurde genau das erreicht? Sind die Finanzmärkte heute robuster? Prof. Dorothea Schäfer (DIW Berlin) wird die wichtigsten Lehren und seitdem aufgesetzten Regulierungen rekapitulieren. Es wird sich zeigen das Fortschritte gemacht wurden, aber auch noch Baustellen offen sind. Die einst ausgerufene lückenlose Regulierung von Finanzmarkt, Produkt und Akteur steht heute nicht mehr im Vordergrund. Und vor allem bei Eigenkapitalquoten, Schattenbanken und einer Finanztransaktionssteuer zeigt sich, wie Regulierung hinter Erwartungen und Zielen zurückbleiben kann.


Abschlusspanel: Academia after the Crash. Wissenschaft und Wirtschaft 10 Jahre nach der Krise.
26. Juni 2018, um 18:15Uhr in HS 4 Podiumsdiskussion

Am 26.6. geht unsere Ringvorlesung “10years after the crash” in die letzte Runde! Am Dienstag den 26.6. 18.15h in Hörsaal 4 wird es eine Podiumsdiskussion mit dem Titel “Academia after the Crash. Wissenschaft und Wirtschaft 10 Jahre nach der Krise” geben. Dafür kommen Janina Urban vom Forschungsinstitut für gesellschaftliche Weiterentwicklung (FGW) mit dem Schwerpunkt “Neues Ökonomisches Denken“, Sebastian Thieme, Buchautor mit Forschungsschwerpunkten u.A. Heterodoxe Ökonomik und wissenschaftliche Entwicklung der Ökonomik und ökonomische Ideengeschichte, sowie Prof. Thomas Wein vom Institut für Volkswirtschaftslehre der Leuphana mit dem Schwerpunkt Wirtschaftspolitik. Wie schon in der letzten Veranstaltung angekündigt, wollen wir gerne euch, also das Publikum mit einbeziehen. Wir werden in der Veranstaltung Kärtchen ausgeben, auf denen ihr eure Fragen ans Podium schreiben könnt, die dann durch die Moderation gestellt werden.