Wir wollen uns über unsere Diskussionsrunden hinaus in das Geschehen an der Uni einbringen. Wir wünschen uns mehr Vielfalt in der volkswirtschaftliche Lehre. Um diesem Wunsch Gewicht zu verleihen, möchten wir uns verstärkt mit Lehrenden der VWL treffen und austauschen.
Am 21. November 2016 haben wir uns mit Prof. Mechtel, Prof. Huth und Prof. Hirsch getroffen. Wir haben mit ihnen über unsere oben genannten Anliegen und Wünsche bezüglich einer anderen volkswirtschaftlichen Lehre gesprochen. Das Gespräch war sehr konstruktiv und von beiden Seiten interessiert. Wir freuen uns, mit den Lehrenden weiterhin in Kontakt zu bleiben und Möglichkeiten der Zusammenarbeit zu suchen.
Am 6. Juli 2017 fand ein Gespräch mit Mitgliedern des Instituts für VWL statt. Bei dem Gespräch waren Prof. Boris Hirsch, Prof. Thomas Huth, Prof. Mario Mechtel, Prof. Christian Pfeifer, Prof. Thomas Wein, Arne Neukirch, Dr. Karsten Mau, Philipp Lentge, Inna Petrunyk und Katja Seidel – und damit fast alle Professoren, wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen und Doktorand*innen anwesend. Von Seiten der Studierenden nahmen an dem Gespräch neben Mitgliedern von MÖVE Teilnehmer*innen des Lehrforschungsprojektes „Orthodoxe und heterodoxe ökonomische Theorien“ von Prof. Huth und interessierte Studierende teil.
Basis der Diskussion waren die zuvor im Lehrforschungsprojekt formulierten vier unten genannten Wünsche bezüglich der volkswirtschaftlichen Lehre in Lüneburg. Es wurden alle vier Bereiche angesprochen und teilweise Zugeständnisse von Seiten des Instituts gemacht, wodurch es in den folgenden Punkten zu konkreten Änderungsvorhaben kam:
- Das bereits existierende Modul „Einführung in die VWL“ (1. Semester, Prof. Huth) wird umgestaltet. Dabei soll in der Einführung ein stärkerer Fokus auf Wirtschaftsgeschichte gelegt und grundlegende ökonomische Begriffe genauer definiert werden.
- Das Seminar „Ausbildung, Forschung, Arbeitsmarkt“ (3. Semester, Prof. Pfeifer) kann zukünftig aktiv von MÖVE mitgestaltet werden, z.B. durch das Einladen von externen Referent*innen, die sich mit heterodoxen Theorien auseinandersetzen.
- In allen Veranstaltungen werden die Kontexte der gelehrten Theorien und Modelle verstärkt erwähnt.
- Das Anwerben externer Dozent*innen für Komplementärseminare ist grundsätzlich möglich. Hierdurch könnte das plurale Veranstaltungsangebot erweitert sowie dem Wunsch nach diverserem Lehrpersonal nachgegangen werden. In diesem Zusammenhang wurde über die Möglichkeit eines Zertifikatsstudiengangs für plurale Ökonomik gesprochen.
Wir freuen uns über das Resultat unseres ersten Gesprächs dieser Art mit den Mitgliedern des VWL Instituts. Das Erreichte stellt für uns bereits einen großen Schritt in Richtung einer pluraleren volkswirtschaftlichen Lehre in Lüneburg dar. Wir freuen uns auf weitere Gespräche.
Zusammen mit dem Lehrforschungsprojekt hat MÖVE einen READER verfasst, in dem die folgenden Wünsche bezüglich der volkswirtschaftlichen Lehre in Lüneburg formuliert wurden:
1. Bezüglich jetzt existierender Module
- Einordnung der verwendeten Begriffe. Es kam der Wunsch auf, dass in den Vorlesungen verwendete Begriffe stärker definiert werden und der Raum gegeben werden sollte, sich kritisch mit diesen auseinanderzusetzen. Beispielhaft zu nennen sind hier grundlegende Bezeichnungen wie Kapital, Wohlstand, Effizienz oder Nutzen.
- Inhaltliche Zusammenhänge. Der Fokus der Vorlesungen sollte neben formellen verstärkt auf inhaltlichen Zusammenhängen liegen.
- Empirische Studien. Es wäre wünschenswert, wenn die in der Lehre vorgestellten Modelle mit mehr empirischen Studien unterlegt werden.
- Historischer Kontext der Modelle. Der historische Kontext, in dem ökonomische Modelle entstanden und weiterentwickelt wurden, sollte Teil der Vorlesungen sein. Es wäre wünschenswert, wenn der geschichtliche Rahmen dabei nicht nur erwähnt, sondern als relevanter Bestandteil der Vorlesung behandelt wird.
2. Bezüglich zusätzlicher Module
- Modul für Wirtschaftsgeschichte. Ein Modul für Wirtschaftsgeschichte würde das Einordnen ökonomischer Zusammenhänge erleichtern.
- Modul zu verschiedenen Theorieschulen. Mindestens ein Modul zu verschiedenen ökonomischen Theorieschulen sollte etabliert und ausgebaut werden.
- Qualitative Methoden. Es besteht der Wunsch nach dem Angebot von qualitativen Methoden im Rahmen der volkswirtschaftlichen Forschungsvorbereitung.
3. Bezüglich des Lehrpersonals
- Diverses Lehrpersonal. Die Studierenden wünschen sich ein diverseres Lehrpersonal. Dabei empfinden alle von MÖVE, eine weibliche Professur als wichtig. Inwiefern ein verstärkt heterodoxer Hintergrund der Lehrenden wünschenswert wäre, wurde kontrovers in der Gruppe diskutiert.
4. Darüber hinaus
- Interdisziplinarität. Der Wunsch nach einer verstärkten Zusammenarbeit mit anderen Fachbereichen (wie beispielsweise der Politikwissenschaft) und eine stärkere Interdisziplinarität ist auf viel Zustimmung bei den Studierenden gestoßen.
- Reflexion der Lehre. Die im VWL Studium gelehrten Inhalte sollten stärker reflektiert werden. Dabei könnten folgende Fragen eine Rolle spielen: Was ist das Ziel eines guten VWL Studiums? Welche Inhalte sollten Teil davon sein und warum? Welche Lehrbücher werden warum verwendet? Wie kann es ermöglicht werden, verschiedene ökonomische Perspektiven aufzuzeigen?
Im Rahmen des Seminars „Orthodoxe und heterodoxe ökonomische Theorien“ konnten nur diese sehr allgemeinen Aspekte formuliert werden. Die Berliner Gruppe „Was ist Ökonomie?“ des Netzwerks Plurale Ökonomik hat im Sommer 2014 einen alternativen Lehrplanvorschlag mit konkreter Modulgestaltung ausgearbeitet. Es wäre spannend, sich über diesen differenziert auszutauschen und ihn dann gegebenenfalls auf die Lüneburger Voraussetzungen anzupassen. Eventuell könnte dies Fokus eines aufbauenden Seminars im nächsten Semester sein. Der Berliner Vorschlag ist unter dem folgenden Link zu finden: https://wasistoekonomie.de/alternative-vwl-module/
Am 28. Januar 2019 haben wir unser Positionspapier veröffentlicht.
Nach der Veröffentlichung unseres Positionspapiers hat die Landeszeitung einen Artikel über MÖVE verfasst. Unerwähnt bleibt in dem Artikel leider die derzeit stattfindende Ausarbeitung eines Komplementärprofils „Plurale Ökonomik“ zwischen dem Institut VWL und unserer Initiative.
In den letzten Monaten haben zahlreiche Treffen mit dem IVWL stattgefunden. Dabei wurde deutlich, dass ein gemeinsames Interesse an der Erweiterung des VWL-Majors besteht.
Wir freuen uns darüber, dass unsere Vorschläge gehört wurden und wir in absehbarer Zeit, den VWL-Bachelor um plurale Ansätze im Komplementärstudium bereichern können.
So hoffen wir, dass im Sinne des Leitbildes der Leuphana die Erweiterung des VWL-Studiums einen Beitrag zur Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen leistet!